Wintersemester 2012/13
Hinweise:
- Seit dem WiSe 2009/10 stellt das Institut zusammen mit dem Institut für Vorderasiatische Archäologie den BA-Hauptfachstudiengang „Alter Orient“. Mit Beginn des WS 2012/13 wird zusätzlich der Masterstudiengang „Altorientalistik“ angeboten.
- Studierende der Magisterstudiengänge können an allen Lehrveranstaltungen für den BA- und MA-Studiengang teilnehmen (Modulbelegpflicht nicht relevant).
- Vorbesprechung für alle Veranstaltungen: Montag, 15.10.2012, 11 Uhr c.t., im Institut, Raum 307.
- Alle Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben, im Institut, Raum 307, statt.
- Kopiervorlagen liegen zur Vorbereitung in der Bibliothek aus.
Vorlesungen
Von der Schrifterfindung zum Alphabet. Schriften und Sprachen des Alten Orients
Walther Sallaberger
2stg., Mo. 12–14; Hauptgebäude, A 119
Beginn: 22.10.2012
Die Erfindung der Schrift bildete einen entscheidenden Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte, denn von nun an wurden sprachliche Zeugnisse überliefert. Anhand archäologischer Funde können wir die einzelnen Entwicklungsschritte nachvollziehen, bis die erste Schrift im späten vierten Jahrtausend in Sumer, im Süden Mesopotamiens, auftrat. Die Keilschrift verbreitete sich über den gesamten Vorderen Orient, so dass in Keilschrift geschriebene Sprachen die ältesten Zeugnisse zweier großer Sprachfamilien darstellen: des semitischen Akkadischen, der Sprache Babyloniens und Assyriens, und des indogermanischen Hethitischen in Anatolien; hinzu treten weitere semitische, indogermanische und andere Sprachen. Im zweiten Jahrtausend v. Chr. erschienen unter dem Einfluss der ägyptischen Schrift die ersten Alphabetschriften in der Levante, doch gebrauchte man vor und neben dem Alphabet noch andere Schriften wie die Hieroglyphenschrift Anatoliens oder das Keilalphabet der Achämeniden. In der Vorlesung folgen wir der geschichtlichen Entwicklung über mehr als drei Jahrtausende im gesamten Vorderen Orient. Anhand der historischen Beispiele werden grundlegende Prinzipien von Schriften (wie das Verhältnis von Bild- und Wort- zu Lautzeichen) und äußere Merkmale der Schriftzeugnisse (Formen der Schrift, Textträger, Schreiberwerkzeug) sowie in gebotener Kürze die jeweiligen Sprachen und ihre Textcorpora vorgestellt.
Für Studierende des BA-Studiengangs "Alter Orient" sowie Interessierte anderer Fachgebiete wird die Vorlesung ergänzt durch die Übung von Marta Pallavidini: "Hethitische Archive: Fundorte, Textformate, Paläographie".
Archäologie Vorderasiens II: Die frühen Zivilisationen
Kai Kaniuth
2stg.; Di. 10–12; Hauptgebäude, M 105
Die Vorlesung behandelt die Archäologie des Alten Vorderen Orients und seiner Randgebiete im 3. Jahrtausend v. Chr. Neben der kulturhistorischen Gliederung der Einzelregionen und ihrer Charakterisierung werden die Hinweise auf überregionale Beziehungen sowie deren Auswirkungen auf die betreffenden Gesellschaften eingehendere Betrachtung finden.
Kolloquium zum Alten Orient
Michael Roaf/Walther Sallaberger
2stg., Di 18–20, Hauptgebäude, A 119
Beginn: Di., 23.10.2012
Das Kolloquium wird gemeinsam von den Instituten für Assyriologie und Hethitologie und für Vorderasiatische Archäologie wöchentlich veranstaltet. Dabei werden aktuelle Forschungsarbeiten vorgestellt und diskutiert. Der Kreis der Vortragenden wird bewusst offen gehalten und soll die Lehrenden der Institute mit ihren aktuellen Forschungsarbeiten, Studenten mit ihren Qualifikationsarbeiten, Mitarbeiter in Projekten, Gastwissenschaftler, Vertreter von Nachbarfächern oder Wissenschaftler ohne institutionelle Anbindung umfassen. Aktuelle Ankündigungen werden an den Instituten ausgehängt, Textvorlagen ggf. in den Instituten ausgelegt oder verteilt.
Seminare und Übungen
Assyrische Palastreliefs: Bild und Text
Michael Roaf/Walther Sallaberger,
Mi. 14–16; voraussichtlich Schellingstr. 12 (K), 427
Die Reliefs der assyrischen Paläste gehören zu den bedeutendsten Denkmälern des Alten Orients, ihre Entdeckung führte zu den ersten Ausgrabungen in den Residenzen von Ninive, Kalḫu und Dur-Šarrukin. Als historische Monumente stehen die Reliefdarstellungen neben den schriftlichen Berichten der assyrischen Könige, in manchen Fällen geben sogar Beischriften eine Hilfe zum Lesen der Bilder. Auch die Gestalt des Herrschers, die Königsideologie und die Welt schützender Dämonen und Mischwesen erscheint gleichermaßen in Text wie Bild, deren Zeugnisse sich fruchtbar ergänzen. Darüber hinaus sollen im Seminar die jeweils spezifischen Voraussetzungen des Lesens von königlichen Texten wie Palastreliefs erarbeitet werden.
Das Seminar richtet sich in erster Linie an Studierende der MA-Studiengänge, Magisterstudenten und Doktoranden, doch können auch fortgeschrittene BA-Studierende mit entsprechenden Grundlagen teilnehmen. Akkadisch-Kenntnisse sind hilfreich, werden aber nicht vorausgesetzt.
Hethitische Archive: Fundorte, Textformate, Paläographie
Marta Pallavidini
2std., Fr. 9-12
Beginn: 26.10.12
Die Archive der hethitischen Hauptstadt Hattuša sowie die von Ugarit bilden den Ausgangspunkt für die Erforschung von Schrift und Sprachen hethitischer Kanzleien. Allgemeine Fragen werden exemplarisch vor allem anhand der besonders interessanten Textgattung der Staatsverträge vorgestellt.
In der Übung werden an erster Stelle die Fundorte von Tontafeln, darunter der „hethitischen" Staatsverträge, innerhalb und außerhalb der hethitischen Hauptstadt betrachtet, danach werden Tafelformate untersucht und schließlich wird die Methode der Paläographie vorgestellt. Ziel der Übung ist zu verstehen, wie Fundort, Tafelformat und Paläographie zusätzliche grundlegende Informationen zu den keilschriftlichen Texten bieten.
Einführung in die Vorderasiatische Archäologie
Michael Roaf
3stg., Mi. 9–12; Schellingstr. 12 (K), 427
Beginn 24.10.2012
In diesem Kurs werden die Grundzüge der Kulturentwicklung des alten Vorderasiens mitgeteilt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Mesopotamien und den benachbarten Hochkulturen. Verschiedene prähistorische Kulturen werden vorgestellt sowie antike Völker wie Sumerer, Babylonier, Assyrer, Hethiter, Urartäer und Perser. Für jede Kultur beziehungsweise jedes Volk wird ein Überblick über die Chronologie, die wichtigsten Kulturcharakteristika und die wissenschaftlich herausragenden Fundplätze und Funde gegeben. Ziel der Veranstaltung ist es, allgemeine Kenntnisse auf dem ganzen Gebiet der Vorderasiatischen Archäologie zu vermitteln. Im Laufe des Einführungskurses werden zwei Klausuren geschrieben.
Eliten des frühbronzezeitlichen Vorderen Orients
Kai Kaniuth
2stg., Mo. 14–16 oder Do. 14–16 (alternative Termine); Schellingstr. 12 (K), 427
In engem Bezug zur begleitenden Vorlesung werden in diesem Seminar die jeweils spezifischen Merkmale frühbronzezeitlicher „Elitenkulturen" in Mesopotamien und seinen Nachbarregionen untersucht werden. In den Referaten soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern sich die oftmals in historischen Quellen fassbaren Eliten durch ihre Besitztümer oder durch ihre Bestattungsweisen heraushoben. Ziel der Veranstaltung ist es, über die unterschiedlichen Manifestationen sozialer Differenz Rückschlüsse auf die zugrunde liegenden gesellschaftlichen Konzepte zu ziehen.
Diese Veranstaltung wird an zwei alternativen Terminen angeboten!
Sprachen-Einführungskurse
Akkadisch I
Elena Devecchi/Daniel Lopez
4stg., Di. 12–14, Do. 12–14; Schellingstr. 5, 204
Da das Studium der altorientalischen Philologie auf der Arbeit mit und am Text beruht, sind zum Einstieg die sprachlichen Grundlagen zu erwerben. Das Modul führt in das Akkadische ein und soll die Grundkenntnisse der Grammatik dieser Sprache in ihrer altbabylonischen Stufe vermitteln. Darüber hinaus werden erste Schritte zum Erlernen der Keilschrift sowie ein Grundwortschatz angeeignet.
Die Kopiervorlage liegt zu Semesterbeginn aus.
Sumerisch I
Walther Sallaberger/Paola Paoletti
4-stg., Mi. 12–14 (Schellingstr. 5, 204), Fr. 12–14 (Schellingstr. 5, 204)
Beginn: 17.10.12
In einem einsemestrigen Kurs werden Grundzüge des Sumerischen behandelt. Das Sumerische ist die wichtigste in Keilschrift überlieferte Sprache Mesopotamiens im dritten Jahrtausend, die anschließend bis zum Ende der Keilschriftkultur um die Zeitenwende tradiert wurde. Die Einführung in die Grammatik dieser Ergativ-Sprache, für die bisher noch keine Verwandtschaft zu einer anderen Sprache festgestellt werden konnte, orientiert sich am Befund für das Neusumerische (etwa 2100–1900 v.Ch.). Aus diesem Zeitraum stammen auch die im Laufe des Semesters zu erarbeitenden Inschriften. Die Kopiervorlage liegt zu Semesterbeginn aus.
Hethitisch I
Birgit Christiansen
4stg., Di. 14–16 (Amalienstr. 73A, 117), Fr. 14–16 (Schellingstr. 5, 204)
Das Hethitische ist die älteste verschriftete indoeuropäische Sprache und zugleich eine der drei Großcorpussprachen des Alten Orients, die in keilschriftlicher Überlieferung auf uns gekommen sind. Das zwischen dem 16. und 13. Jh. v. Chr. verfasste Schrifttum besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Textsorten. Sie schließen Staatsverträge, Gesetze, königliche Annalen und Briefe ebenso ein wie Rituale, Orakel und Gebete sowie Erzählungen. Neben einer Fülle an Informationen über die hethitische Kultur gewähren zahlreiche Texte auch wichtigen Aufschluss über kulturelle Kontakte und internationale Beziehungen zwischen den Königtümern Vorderasiens und Ägyptens in der Spätbronzezeit.
In der Lehrveranstaltung werden neben kulturgeschichtlichen Hintergrundinformationen grundlegende Kenntnisse der Grammatik, des Wortschatzes und der Schrift vermittelt, um eine eigenständige Lektüre leichter hethitischer Originaltexte zu ermöglichen.
Literatur:
- Harry A. Hoffner/H. Craig Melchert, A Grammar of the Hittite Language. Eisenbrauns. Winona Lake, Indiana 2008.
- Elisabeth Rieken, Hethitisch, in M. Streck (Hrsg.) Sprachen des Alten Orients, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, 80–127.
- Elisabeth Rieken, Einführung in die hethitische Sprache und Schrift. Unter Mitwirkung von Ute Gradmann und Jürgen Lorenz, Lehrbücher Orientalischer Sprachen 2, Münster 2012.
- Theo van den Hout, The Elements of Hittite, Cambridge 2011
Lektürekurse
Assyrien und die Gebirgsländer: Annalen und verwandte Texte
Walther Sallaberger in Kooperation mit Prof. Simonetta Ponchia (Verona, Erasmus-Kooperation)
2-stg., Mi. 16–18, Beginn: 17.10.2012
Die Geschichte Assyriens wird geprägt durch die steten Feldzüge seiner Könige. In diesem Lektürekurs, der das Seminar zu den assyrischen Palastreliefs ergänzt, konzentrieren wir uns auf die Kampagnen in die Gebirgsregionen von Nairi und Urartu im Norden, Nordosten des assyrischen Kernlands. Abgesehen von den historischen Ereignissen, die hier geschildert werden, beeindrucken auch die Schilderungen der Landschaft. Neben mittel- und neuassyrischen Annalen wird in Auszügen auf den literarischen Gottesbrief Sargons II. zu seinem 8. Feldzug, der ihn nach Urartu führte, gelesen. In den beiden letzten Sitzungen des Semesters wird Prof.ssa Simonetta Ponchia (Verona) eine historische Analyse behandelter Texte durchführen und so das methodische Spektrum bei der Beschäftigung mit assyrischen Herrscherinschriften erweitern. Die Kopiervorlage liegt zu Semesterbeginn aus.
Teilnahmevoraussetzung: Akkadischkenntnisse
Krankheit und Heilung: Sumerische und bilinguale Beschwörungen
Walther Sallaberger
2-stg., Mo. 16–18
Beginn: 15.10.2012
Krankheiten wurden in Mesopotamien von Göttern geschickt und von Dämonen gebracht und in der magischen Beschwörung rief der Fachmann wieder die Götter zu Hilfe. Bestimmte Themen von Krankheiten ziehen sich durch die gesamte keilschriftliche Tradition, von den ersten Zeugnissen im dritten Jahrtausend bis zu den späten sumerisch-akkadischen Bilinguen. Beschwörungen zeichnen sich darüber hinaus durch eine besonders dichte Sprache aus, so dass die zu behandelnden Texte auch als literarische Kunstwerke erarbeitet werden sollen. Die Kopiervorlage liegt zu Semesterbeginn aus.
Teilnahmevoraussetzung: Sumerischkenntnisse
Quellen zur Geschichte Arzawas
Elena Devecchi
2stg., Mi. 10–12
Historische Fakten über Westkleinasien – in den Keilschriftquellen als Arzawa bezeichnet – sind für die Spätbronzezeit fast ausschließlich in Texten hethitischer Herkunft belegt. Im Kurs werden einige ausgewählte Dokumente (Briefe, Staatsverträge, Annalen, historische Berichte) gelesen und besprochen, die die Geschichte der Beziehungen zwischen Arzawa und Hatti, die militärischen Aktivitäten der hethitischen Großkönige in diesem Gebiet und die politische Zusammensetzung Arzawas in der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends beleuchten.
Teilnahmevoraussetzung: Hethitischkenntnisse
Weitere Veranstaltungen
Vorlesung zum Graduiertenkolleg: Vom Material zum Artefakt
2stg., Do. 16–18, voraussichtlich Hauptgebäude, A 016