Wintersemester 2022/23
Vorlesungsverzeichnis, WiSe 2022/23
Institut für Assyriologie und Hethitologie
Schellingstraße 5, 3. Stock
Postanschrift: Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539
Telefon: 089/2180 3287, Fax 089/2180 3913
E-Mail: Inst.Assyr@lrz.uni-muenchen.de
Homepage: http://www.assyriologie.lmu.de
Studienberatung und Studiengangskoordination:
Dr. Aino Hätinen
Institut für Assyriologie und Hethitologie, Raum 210, nach Vereinbarung per E-Mail
Tel. 089/2180 1864, E-Mail: aino.haetinen@lmu.de
Prof. Dr. Walther Sallaberger
Institut für Assyriologie und Hethitologie, Raum 309, nach Vereinbarung per E-Mail
Tel. 089/2180 3553, E-Mail: WaSa@lmu.de
Präsenzunterricht im WiSe 2022/23:
Aktuelle Information zu Studium und Lehre finden Sie auf der Corona-Informationsseite der LMU (https://www.lmu.de/de/die-lmu/informationen-zum-corona-virus/hinweise-zu-studium-und-lehre/index.html).
Hinweise:
- Für das Institut für Assyriologie gilt: Ausstehende Scheine für das Wintersemester 2022/23 können ausnahmslos nur bis 15. März 2023 beantragt werden (Abgabe von Prüfungsarbeiten).
- Alle Studierenden können sich Veranstaltungen des Studienganges „Alte Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens“ auf Schein anrechnen lassen, sofern die jeweiligen Veranstaltungen zum BA „Alter Orient“ und zum Master „Altorientalistik“ passen.
- Masterstudierende können sich zusätzlich Veranstaltungen aus den Studiengängen „Vorderasiatische Archäologie“ und „Gemeinsamer Geistes- und Sozialwissenschaftlicher Profilbereich“ auf Schein anrechnen lassen, sofern die jeweiligen Veranstaltungen inhaltlich zum Master „Altorientalistik“ passen.
- Darüber hinaus können weitere geeignete Lehrveranstaltungen aus dem Lehrangebot der LMU belegt werden.
- Angebote finden sich hier:
- Studiengang „Vorderasiatische Archäologie“ in LSF:
Fakultät für Kulturwissenschaften → Master Vorderasiatische Archäologie- Studiengang „Alte Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens“ der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften in LSF unter:
Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften → Historisches Seminar → I Bachelorstudiengänge Geschichte- Studiengang „Gemeinsamer Geistes- und Sozialwissenschaftlicher Profilbereich“ der Fakultät für Kulturwissenschaften in LSF:
Fakultät für Kulturwissenschaften → Profilbereich (Master)
oder Vorlesungsverzeichnis → Fakultätsübergreifende Veranstaltungen → Gemeinsamer Geistes- und Sozialwissenschaftlicher Profilbereich
Vor Teilnahme an den Lehrveranstaltungen aus diesen und anderen Studiengängen ist stets eine Rücksprache mit der Studiengangskoordinatorin erforderlich!
Vorlesungen, Kolloquium
Religionen des Alten Orients: Die frühen Epochen - 3 ECTS
Walther Sallaberger
2-stg., Mo. 12–14, Hauptgebäude, D 209
BA Alter Orient: P 2.1, WP 2.1, WP 7.1
MA Altorientalistik: P 1.1, P 5.2, WP 1.1
Die alten Hochkulturen an Euphrat und Tigris sowie der angrenzenden Gebiete zeichneten sich durch ihre religiösen Traditionen und ihre Götterwelt aus, die sich insgesamt über drei Jahrtausende vom späten 4. Jt. v. d. Z. bis zur Zeitenwende verfolgen lassen. Die Vorlesung konzentriert sich auf die frühen Epochen der mesopotamischen Religion während der Frühen Bronzezeit (3000–2000 v. d. Z.).
Im Polytheismus, der Gliederung des Kosmos in Zuständigkeiten unterschiedlicher Götter, spiegelt sich eine ganz eigene Ordnung wider, aus der sich auch ein von monotheistischen Vorstellungen zu differenzierendes Gottesbild herleitet. In den Tempeln der Götter, den sozialen und baulichen Zentren der Städte, konzentrierten sich der tägliche Kult und die jährlichen Feste. Darüber hinaus wurde das Leben des Einzelnen durch religiöse Vorstellungen strukturiert; sein persönliches Glück und Wohlbefinden wurden durch Unheil bedroht und dann in magischen Ritualen wiederhergestellt, mit Riten bewältigte man auch Geburt und Tod. Hinweise auf die Zukunft erfuhr man in ominösen Zeichen oder Träumen, Orakelanfragen ließen sich durch Leberschau oder andere mantische Techniken verifizieren.
In diesem Semester stehen die frühen Epochen im Zentrum, die Zeit der Stadtstaaten in der Frühen Bronzezeit, um so ein kohärentes Bild von Religion in diesen Gesellschaften zu entwickeln. Vor diesem Bild können dann historische Entwicklungen in der Religionsgeschichte Mesopotamiens besser herausgearbeitet werden, etwa die Veränderungen des Pantheons und das neue Menschenbild in altbabylonischer Zeit (Mittelbronzezeit) oder die Herausbildung von religiösen Moralvorstellungen sowie eines Babylon-zentrischen Weltbilds am Ende des zweiten Jahrtausends v. d. Z. (Übergang zur Eisenzeit).
Einführung in die Vorderasiatische Archäologie - 6 ECTS
Adelheid Otto
3-stg., Mi. 9–12, Schellingstr. 12, K 427
BA Alter Orient: P 3.1–2
In diesem Kurs werden die Grundzüge der Kulturentwicklung des alten Vorderasiens vermittelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Mesopotamien und den angrenzenden Gebieten Syrien, Anatolien, Elam und Levante. Verschiedene prähistorische Perioden sowie die wesentlichen kulturellen und geschichtlichen Merkmale der politisch und regional wichtigsten Akteure in den geschichtlichen Perioden werden vorgestellt, jeweils auf Basis der materiellen Relikte. Ziel der Veranstaltung ist es, sehr gründliche Grundkenntnisse in möglichst vielen Themenkomplexen der Vorderasiatischen Archäologie zu vermitteln. Im Laufe des sehr interaktiven Einführungskurses werden zwei Klausuren geschrieben, in der Halbzeit und am Ende.
Die Entstehung der Hochkulturen: Das 3. Jahrtausend v. Chr. in Vorderasien - 3 ECTS
Adelheid Otto
2-stg., Mo. 16–18, Hauptgebäude, M 114
BA Alter Orient: WP 3.1, WP 8.1
MA Altorientalistik: P 1.1, P 5.2, WP 1.1,
Im frühen dritten Jahrtausend bilden sich in Vorderasien zahlreiche miteinander konkurrierende Stadtstaaten heraus, und mit der zweiten Welle der Urbanisierung werden geplante Städte mit komplexen organisatorischen Strukturen häufig. In der Akkade-Periode entsteht erstmals ein zentral gelenktes Großreich, das vom Mittelmeer bis zum Zagrosrand Ambitionen hat. Die Vorlesung bietet einen inhaltlich strukturierten Überblick über die wichtigsten Aspekte der Kulturen (Urbanismus, Landwirtschaft, Alltagsleben, Umgang mit den Göttern, Bestattungssitten, Krieg und Frieden) überwiegend anhand der materiellen Relikte.
Kolloquium zum Alten Orient - 3 ECTS
Jared Miller, Adelheid Otto, Walther Sallaberger
2-stg., Di. 18–20, Hauptgebäude, A 021
Das Kolloquium beginnt erst am 15.11.2022.
MA Altorientalistik: P 1.2, P 5.3
Das Kolloquium wird gemeinsam von den Instituten für Assyriologie und Hethitologie und für Vorderasiatische Archäologie wöchentlich veranstaltet. Dabei werden aktuelle Forschungsarbeiten vorgestellt und diskutiert. Der Kreis der Vortragenden wird bewusst offengehalten und soll die Lehrenden der Institute mit ihren aktuellen Forschungsarbeiten, Studierende mit ihren Qualifikationsarbeiten, Mitarbeitende in Projekten, Gastwissenschaftler*innen, Vertreter*innen von Nachbarfächern oder Wissenschaftler*innen ohne institutionelle Anbindung umfassen. Zusätzlich wird zu Gastvorträgen eingeladen.
Aktuelle Ankündigungen werden an den Instituten ausgehängt und verteilt.
Sprachkurse
Akkadisch I - 6 ECTS
Aino Hätinen
4-stg., Di. und Do. 12–14, Schellingstr. 5, 204
BA Alter Orient: P 1.1
Da das Studium der altorientalischen Philologie auf der Arbeit mit und am Text beruht, sind zum Einstieg die sprachlichen Grundlagen zu erwerben. Das Modul führt in das Akkadische ein und soll die Grundkenntnisse der Grammatik dieser Sprache in ihrer altbabylonischen Stufe vermitteln. Darüber hinaus werden erste Schritte zum Erlernen der Keilschrift sowie ein Grundwortschatz angeeignet.
Teilnahmevoraussetzung: Der Kurs steht allen Interessierten offen, besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Semesterunterlagen werden zu Beginn des Semesters bereitgestellt.
Sumerisch I - 6 ECTS
Walther Sallaberger/NN
4-stg., Mi. und Fr. 12–14, Schellingstr. 3, R 052
BA Alter Orient: WP 1.1
MA Altorientalistik: WP 4.1
In einem einsemestrigen Kurs werden Grundzüge des Sumerischen behandelt. Das Sumerische ist die wichtigste in Keilschrift überlieferte Sprache Mesopotamiens im dritten Jahrtausend, die anschließend bis zum Ende der Keilschriftkultur um die Zeitenwende tradiert wurde. Die Einführung in die Grammatik dieser Ergativ-Sprache, für die bisher noch keine Verwandtschaft zu einer anderen Sprache festgestellt werden konnte, orientiert sich am Befund für das Neusumerische (etwa 2150–1900 v. Chr.). Aus diesem Zeitraum stammen auch die im Laufe des ersten Jahres zu erarbeitenden Texte.
Teilnahmevoraussetzung: Der Kurs steht allen Interessierten offen, besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Das Manuskript für die Einführung wird zu Beginn des Semesters bereitgestellt.
Hethitisch I - 6 ECTS
Jared Miller
4-stg., Di. und Do. 14–16, Schellingstr. 5, 204
BA Alter Orient: WP 6.1
MA Altorientalistik: WP 5.1
Das Hethitische ist die älteste verschriftete indoeuropäische Sprache und zugleich eine der drei Großkorpussprachen des Alten Orients, die in keilschriftlicher Überlieferung vorliegen. Zwischen dem 16. und 13. Jh. v. Chr. verfasst, bietet das hethitische Schrifttum eine überreiche Fülle an kulturhistorischer Information, die das aus dem sumerisch-babylonisch-assyrisch-kanaanäischen Quellenmaterial gewonnene Gesamtbild des vorchristlichen Vorderasiens in wünschenswerter, oftmals überraschend detaillierter Weise ergänzt. Ziel der Übung ist die Vermittlung der grammatischen und keilschriftlichen Grundlagen, welche die Lektüre leichter Originaltexte ermöglichen.
Teilnahmevoraussetzung: Der Kurs steht allen Interessierten offen, besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Literatur:
- Harry A. Hoffner/H. Craig Melchert, A Grammar of the Hittite Language. Eisenbrauns. Winona Lake, Indiana 2008.
- Elisabeth Rieken, Hethitisch, in M. Streck (Hrsg.) Sprachen des Alten Orients (4. Auflage). Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt 2021, 103–157.
Übungen und Seminare
Das Ende der Keilschriftkultur - 6 ECTS
Enrique Jiménez/Kai Kaniuth/Ruth Bielfeldt
2-stg, Mi. 09:00–10:30 (s.t.), Katharina-von-Bora-Str. 10, 242
MA Altorientalistik: P 2.1–2, P 6.1–2
Nach dem Verlust der politischen Unabhängigkeit Mesopotamiens unter den Achämeniden im 6. Jahrhundert v. Chr. erfuhr die mesopotamische Kultur mehrere tiefgreifende Veränderungen: Aramisierung, Hellenisierung und Iranisierung. In diesem Kurs wird das Ende der Keilschriftkultur sowohl in der Archäologie als auch in der Philologie erforscht, und es werden die letzten Beispiele der mesopotamischen Kultur in Literatur, Kunst und Architektur diskutiert. Die Überbleibsel der mesopotamischen Kultur, insbesondere in der Literatur und Religion benachbarter Kulturen, werden besprochen.
Die Götterwelt in Babylonien und Assyrien - 3 ECTS
Aino Hätinen
2-stg, Di. 10–12 Uhr, Schellingstr. 5, 204
BA Alter Orient: P 2.2, WP 2.2, WP 7.2
MA Altorientalistik: P 7.2, WP 2.1, WP 12
Die Geschichte der religiösen Traditionen in Mesopotamien umfasst mehr als 3000 Jahre. Während die Vorlesung Walther Sallabergers sich auf die Religion der frühen Epochen konzentriert (siehe oben), steht die Götterwelt der Mittelbronze- und Eisenzeit (2. und 1. Jt. v. d. Z.) im Mittelpunkt dieser Übung. Das Ziel ist es, unterschiedliche Aspekte der babylonischen und assyrischen Götterwelt anhand von sozialen Praktiken sowie theologischen Vorstellungen zu erläutern. Dabei sind z. B. folgende Fragestellungen grundlegend: Was versteht man unter einer Gottheit? Wo wohnen die Götter und wie werden sie versorgt? Wo konnte man ihnen begegnen und wie kommunizierte man mit ihnen? Welche Rolle nehmen die persönlichen Schutzgottheiten im Leben des einzelnen Menschen ein? Welchen Einfluss hat die Entstehung der überregionalen Staaten bzw. Imperien in Babylonien und Assyrien auf das Pantheon?
Voraussetzungen: Keine.
Bildkunst der frühdynastischen Zeit - 3 ECTS
Adelheid Otto
2-stg, Mi. 14–16 Uhr, Schellingstr. 12, K 427
BA Alter Orient: WP 3.2, WP 8.2
MA Altorientalistik: WP 3.1, P 7.2, WP 13.1
Die Menschen in den frühen Stadtstaaten des 3. Jahrtausends drückten ihre Vorstellungen in verschiedenen Medien der Bildkunst aus. Rundplastische Bilder von Menschen und Tieren in Form von Statuetten und kleinen Figurinen, erzählende Szenen auf Stelen und Weihplatten sowie eine große Zahl an szenischen und emblematischen Bildern auf Rollsiegeln geben einen großen Teil damaliger Vorstellungen wieder. Sie werden in diesem Seminar betrachtet und ihre Bedeutung für die damaligen Menschen wird zu ergründen versucht.
Einführende Literatur:
- J. Aruz et al. (ed.), Art of the First Cities: The Third Millennium B.C. from the Mediterranean to the Indus, New York 2003.
- P. Amiet, La Glyptique Mésopotamienne Archaique, Paris 19802.
- E. Strommenger, Fünf Jahrtausende Mesopotamien. Die Kunst von den Anfängen um 5000 v. Chr. bis zu Alexander dem Großen, München 1962.
Mesopotamien – ein Flickenteppich. Stadtstaaten im 3. Jt. v. Chr. - 3 ECTS
Albert Dietz
2-stg, Mo. 9–12 Uhr (ab 14.11.2022), Schellingstr. 12, K 427
BA Alter Orient: WP 3.2, WP 8.2
MA Altorientalistik: WP 3.1, P 7.2, WP 13.1
Im Zuge dieses Seminars soll ein umfassender Überblick zu den Stadtstaaten Mesopotamiens im 3. Jt. v. Chr. erarbeitet werden. Hierfür werden durch Referate und gemeinsames Arbeiten der Aufbau, die Organisation und die Verwaltung der Staaten betrachtet sowie historische Zusammenhänge, herausragende Persönlichkeiten und materielle Hinterlassenschaften analysiert. Zudem soll ein Fokus auf die politischen Verhältnisse in dieser sich schnell wandelnden Zeit gesetzt werden.
Literatur:
- J. Bauer – R. K. Englund – M. Krebernik, Mesopotamien. Späturuk-Zeit und Frühdynastische Zeit, Orbis Biblicus et Orientalis 160.1, Fribourg /Göttingen 1998.
- W. Sallaberger – A. Westenholz, Mesopotamien. Akkade-Zeit und Ur III-Zeit, Orbis Biblicus et Orientalis 160.3, Fribourg/Göttingen 1999.
- J. Aruz, Art of the First Cities. The Third Millennium B.C. from the Mediterranean to the Indus, New York 2003.
- A. Thomas, L'histoire commence en Mésopotamie, Paris 2016
Die Urukzeit im Vorderen Orient am Beispiel Tell Sheikh Hassan/Syrien (mit Exkursion nach Berlin) - 3 ECTS
Friederike Bachmann
Blockveranstaltung: Fr. 21.10.2022, 14–16 Uhr (online); Fr. 04.11.2022, 14–18 Uhr, Fr. 11.11.2022, 14–18 Uhr; Exkursion: Fr.–Sa., 18–19.11.2022, Schellingstraße 12, Raum K427
BA Alter Orient: WP 2.2, WP 7.2, WP 10.1–2
MA Altorientalistik: P 7.2, WP 2.1, WP 12.1
Das 4. Jahrtausend v. Chr. gilt innerhalb Vorderasiens allgemein als Zeit der Sesshaftwerdung, der Planung und Anlage größerer Städte sowie der Gründung von Staaten, als eine Zeit entscheidender Innovationen und weitreichender Außenhandelsaktivitäten sowie der Festigung von Verwaltungssystemen und sozialer Hierarchien, die mit der Entwicklung der Schrift während der Späten Urukzeit fassbar und nachvollziehbar geworden sind. Ausgehend vom Fundbestand einiger urukzeitlicher Siedlungen am syrischen Euphrat (Habuba Kabira-Süd; Tell Kannas, Jebel Aruda) werden Chronologie und einige Theorien zu Uruk-„Kolonien“ diskutiert.
Auf dieser Basis sollen anhand des Fundmaterials aus den urukzeitlichen Schichten von Tell Sheikh Hassan einzelne Keramik- und Objektgruppen vorgestellt und ihre zeitliche Stellung durch Vergleichsfunde aus anderen urukzeitlichen Siedlungsorten innerhalb der Urukzeit (4200-3100 v. Chr.) erarbeitet werden.
Im Rahmen einer Exkursion werden die gewonnenen Kenntnisse anhand von Originalen der Studiensammlung Tell Sheikh Hassan im Depot des Vorderasiatischen Museums Berlin-Friedrichshagen diskutiert und vertieft.
Lernziel: Sichere Zuordnung und Datierung von Fundmaterial einer Kulturstufe des 4. Jts. v. Chr. im vorderasiatischen Raum; Umgang mit Primärmaterial, praxisbezogene Archäologie.
Literatur:
- Butterlin, P. 2018: Architecture et société au Proche-Orient ancien. Les bâtisseurs de mémoire en Mésopotamie (7000-3000 av. J—C.), Paris. Crüsemann, N. et al. 2013: Uruk. 5000 Jahre Megacity. Begleitband zur Ausstellung Berlin – Mannheim, Petersberg.
- Petrie, C.A. 2014: Iran and Uruk Mesopotamia: Chronologies and Connections in the Fourth Millennium BC, in: McMahon / Crawford, H. (eds.): Preludes to Urbanism. The Late Chalcolithic of Mesopotamia, Cambridge, 137-155.
Scherben bringen Glück! Mesopotamische Keramik von der Ausgrabung bis ins Museum - 6 ECTS/3 ECTS
Albert Dietz
Blockveranstaltung: Fr. 16.12.2022, 12–14 Uhr, Fr. 13.01.2023, 10–14 Uhr, Fr. 20.01.2023, 10–14 Uhr, Fr. 27.01.2023, 10–14 Uhr, Fr. 03.02.2023, 10–14 Uhr, Fr. 10.02.2023, 10–14 Uhr, Schellingstr. 12, K 427
BA Alter Orient: WP 10.1–2
MA Altorientalistik: P 7.2, WP 2.1, WP 12.1
Diese Übung verfolgt zwei Ziele. Zum einen soll im Laufe des Seminars das Handwerkszeug zur eigenständigen Analyse von Keramik auf Ausgrabungen erarbeitet werden, zum anderen soll die Kenntnis eines zeitlich weitreichenden Spektrums an Keramiktypen im mesopotamischen Raum vermittelt werden. Dies beinhaltet die Abläufe der Keramikanalyse während einer laufenden Ausgrabung, die darauffolgende Bearbeitung der Keramik sowie die Erstellung von Typologien, statistische Auswertungen, naturwissenschaftliche Analysen, Recherche von Vergleichsfundorten und -stücken und schließlich die Präsentation und Vermittlung von Keramik in Museen. Neben Kurzreferaten zu bestimmten Keramikassemblagen einzelner Fundorte, Gebiete oder Epochen erfordert die erfolgreiche Teilnahme auch eine aktive Beteiligung an gemeinsam durchzuführenden Aufgaben innerhalb der Übung.
Literatur:
- A. M. W. Hunt (Hrsg.), The Oxford Handbook of Archaeological Ceramic Analysis, Oxford 2017.
- P. M. Rice, Pottery Analysis. A Sourcebook, Chicago 2015.
Übungen mit akkadischer, sumerischer und hethitischer Lektüre
Gilgameš-Epos (mit Lektüre akkadischer Texte) - 6 ECTS/3 ECTS
Walther Sallaberger
2-stg., Di. 12–14, Schellingstr. 5, 307
BA Alter Orient: P 6.1–2, P 8.1–2
MA Altorientalistik: P 7.1, P 7.2
Das Gilgameš-Epos ist nicht umsonst das bekannteste Werk akkadischer Dichtung, weil hier das Wesen des Menschen so intensiv wie in keinem anderen literarischen Text bearbeitet wird. Das gilt nicht nur für den Protagonisten Gilgameš und seine Suche nach Überwindung des Todes, sondern auch für den Gefährten Enkidu und die Frauenfiguren. Die Lektüre von Ausschnitten aus den verschiedenen Gilgameš-Fassungen geht in diesem Semester vom Rat der Schenkin zur richtigen Lebensführung aus, der im sogenannten Meißner-Fragment aus altbabylonischer Zeit überliefert ist. Von dieser Perspektive aus erarbeiten wir uns die Gestalt von Gilgameš, die Rolle der Frauen und Göttinnen (vor allem Šamḫat, Schenkin, Ninsun, Ištar) sowie die Frage nach dem Tod und seiner Überwindung zunächst in der altbabylonischen Fassung, um uns schließlich diesen Themen im jungbabylonischen Epos zuzuwenden.
Teilnahmevoraussetzung: Erfolgreicher Abschluss von Akkadisch I–II.
Keilschrifttexte aus dem Ende der Keilschriftkultur (mit Lektüre akkadischer Texte) - 6 ECTS/3 ECTS
Enrique Jiménez
2-stg., Do. 12–14, Schellingstr. 5, 307
BA Alter Orient: P 6.1–2, P 8.1–2
MA Altorientalistik: P 7.1, P 7.2
Nach dem Verlust der politischen Unabhängigkeit Mesopotamiens unter den Achämeniden im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde die Keilschrift in mehreren mesopotamischen Zentren weiterhin ausgiebig verwendet. In diesem Kurs wird eine Auswahl von Texten aus den letzten Jahrhunderten der Keilschrift gelesen. Es werden grammatikalische Phänomene besprochen, die für die letzte Phase des Akkadischen typisch sind, und es wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Paläographie der letzten Keilschriftperioden gelegt.
Teilnahmevoraussetzung: Gute Kenntnisse im Akkadischen und der Keilschrift sind erforderlich.
Anfänge sumerischer Literatur (mit Lektüre sumerischer Texte) - 6 ECTS
Walther Sallaberger
2-stg., Mo. 16–18, Schellingstr. 5, 307
Der Lektürekurs beginnt erst am 7.11.2022. Ausgefallene Stunden werden zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachgeholt.
MA Altorientalistik: P 7.1, P 7.2, WP 6
Mit Gudea von Lagaš und der Literatur aus dem Umkreis der Ur Ur-III-Könige beginnt eine äußerst produktive Phase sumerischer Literatur, die bis in die altbabylonische Zeit tradiert wird. In diesem Seminar wollen wir uns allerdings den älteren Phasen zuwenden und dabei zunächst den vorgefundenen Traditionslinien folgen. Für einige Literaturwerke (Weisheitsliteratur, insbesondere Rat des Šuruppag; Keš-Tempelhymne) bieten altbabylonische Fassungen einen Zugang zu den frühdynastischen Versionen derselben Dichtung. In den Beschwörungen hingegen sind es bestimmte Formeln und Themen, die das Verständnis der frühen Texte ermöglichen. Solcherart eingelesen, können wir uns schließlich frühdynastischen Dichtungen wie den zame-Hymnen oder dem Mythos von Ninsumun und Lugalbanda zuwenden und uns zum Abschluss mit Grundlagen der UD.GAL.NUN-Literatur befassen.
Teilnahmevoraussetzung: Erfolgreicher Abschluss von Sumerisch I–II.
Keilschriftwerkstatt. Auf dem Weg zur perfekten Edition - 3 ETSC
Enrique Jiménez, Walther Sallaberger
2-stg., Di. 16–18, Schellingstr. 5, 307
MA Altorientalistik: WP 12.1, WP 13.1
Das Seminar bietet allen, die mit einer wissenschaftlichen Arbeit zu sumerischen oder akkadischen Quellen beschäftigt sind oder eine solche Arbeit planen oder vorbereiten, die Möglichkeit, Texte aus ihrer Arbeit oder ihres Interesses in einem größeren Kreis vorzustellen und zu besprechen. Im offenen wissenschaftlichen Gespräch soll hier insbesondere auch die philologische Interpretation von Texten behandelt werden, die die Grundlage jeder wissenschaftlichen Diskussion bildet.
Die gemeinsame Lektüre soll umgekehrt allen Beteiligten auch helfen, unterschiedliche Quellen kennenzulernen und so das eigene Spektrum zu erweitern.
Teilnahmevoraussetzung: Erfahrungen in sumerischer und akkadischer Philologie (aufgrund einschlägiger Lektürekurse, BA-Arbeit usw.).
Hethitische Gebete (mit Lektüre hethitischer Texte) - 6 ECTS
Jared Miller
2-stg., Mo. 14–16, Schellingstr. 5, 307
MA Altorientalistik: P 7.1, P 7.2, WP 7.1–2
Während im hethitischen religiösen Denk- bzw. Praxissystem die Götter mit den Menschen durch Omina und Orakel kommunizieren, teilt der Hethiter seine Sorgen und Wünsche den Göttern v. a. mittels des Gebetes mit. In den Archiven von Ḫattusa wurden etwa zwei Dutzend Gebete des Königs bzw. von Mitgliedern der königlichen Familie gefunden, die viel über die religiöse Denkweise sowie die Gefühle des Betenden erkennen lassen. Anders als die Hymnen und Gebete aus Mesopotamien wurden die hethitischen Gebete meist aus konkretem Anlass (Krankheit, Einfall eines Feindes, Seuche im Lande) verfasst und geben somit oft auch wichtige private und historische Details preis. Die Gebete gehören daher zu den persönlichsten und leidenschaftlichsten der hethitischen Texte. Dabei stellt sich der Hethiter sein Gebet wie ein Plädoyer in einem Gerichtssaal vor, wo über Recht und Unrecht entschieden werden soll. Vor diesem Hintergrund wird in dieser Übung eine Auswahl der hethitischen Gebete gelesen und analysiert, wobei alle Teilnehmenden Umschrift, Übersetzung und Kommentar vorbereiten und vorstellen sollen.
Teilnahmevoraussetzung: Erfolgreicher Abschluss von Hethitisch I–II.
Einführende Literatur:
- Singer, I. 2002. Hittite Prayers. Writings from the Ancient World 11. Atlanta, GA.
Der politische Rat Mursilis I. und die Anfänge des althethitischen Königtums (mit Lektüre hethitischer Texte) - 6 ECTS
Jared Miller
2-stg., Di. 10–12, Schellingstr. 5, 307
MA Altorientalistik: P 7.1, P 7.2, WP 7.1–2
Neben dem sog. Testament Ḫattusilis I. (CTH 6) und dem Erlass des Telipinus (CTH 19) sind v. a. ein größeres Textfragment, das bisher als ein Edikt Ḫattusilis I. (KBo 3.27; CTH 5) verstanden wurde, sowie ein zweites größeres Fragment, das als ein Edikt Mursilis I. oder als Teil der sog. Palastanekdote betrachtet wurde (KBo 3.28; CTH 9.6), für die Rekonstruktion der Anfänge des althethitischen Königtums ausschlaggebend gewesen. Ein neuer Zusammenschluss dieser beiden größeren sowie auch einiger weiterer kleinerer Fragmente zeigt aber, dass die Tafel vielmehr einen didaktisch-politischen Text Mursilis I. wiedergibt, den man vorläufig als „den politischen Rat Mursilis I.“ bezeichnen kann. In dieser Übung für Fortgeschrittene wird der neu zusammengesetzte Text gelesen und noch einmal ausgewertet, auch vor dem Hintergrund der übrigen die Frühphase des althethitischen Königtums betreffenden Dokumentationen.
Teilnahmevoraussetzung: Erfolgreicher Abschluss von Hethitisch I–II.
Einführende Literatur:
- Gilan, A. 2015. Formen und Inhalte althethitischer historischer Literatur. Texte der Hethiter 29. Heidelberg.