Assyriologie und Hethitologie
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Publikation der Keilschrifttexte aus den irakischen Grabungen von Umma (Jokha)

Prof. Dr. Nawala A. Al-Mutawalli (University of Baghdad) führte im Auftrag des Iraqi State Board of Antiquites and Heritage 1999-2002 Grabungen in Umma (modern Jokha) im südlichen Iraq durch. Dabei fanden sich keilschriftliche Dokumente an mehreren Stellen, vor allem am „Main Tell“ und im Tempel des Hauptgottes Šara, einem riesigen Gebäude aus dem 21. Jh. v. Chr. (s. Bild). Die Bedeutung der Funde ergibt sich 1.) aus dem gut dokumentierten archäologischen Kontext, 2.) aus der Zeitstellung in frühaltbabylonischer Zeit, während für Umma die bisher bekannte Dokumentation im Wesentlichen in der Ur III-Zeit (21. Jh. v. Chr.) endet, und für die zweite Gruppe 3.) aus der Herkunft aus einer Tempelverwaltung.

Die Kooperation von Nawala Al-Mutawalli aus Baghdad und Khalid Salim Ismael aus Mosul mit Walther Sallaberger begann 2013. Es wurde vereinbart, diese wichtigen Dokumente in einer gemeinsamen englisch-arabischen Edition vorzulegen, auch in der Überzeugung, dass mit diesem Modell ein Beitrag zur Ausbildung der kommenden Generation von Keilschriftforschern in den Regionen, aus denen die Texte stammen, erfolgen kann. Die Zusammenarbeit wird seit 2015 von der Gerda Henkel Stiftung gefördert.

umma_bulla_69_obvAls erste Textgruppe wurden die Tonbullen aus dem Šara-Tempel aus den frühen Jahren Sumuels von Larsa (etwa 1900 bis 1890 v. Chr.) bearbeitet. Es handelt sich um gesiegelte Tontafeln in ungewöhnlichem Format (s. Bild), die wie horizontal durchbohrt erscheinen, denn die Objekte wurden um den Kern einer Schnur geformt (die nicht erhalten geblieben ist) und dann beschrieben und gesiegelt (selten umgekehrt). Die Schnur diente wahrscheinlich dazu, zusammengehörige Urkunden für administrative Zwecke zusammenzubinden.

Die Urkunden vermerken Gerste, die am Tempel für dessen Aufgaben wie Opfer oder die Fütterung von Opfertieren verwendet wurde. Die Auswertung der Urkunden hat wichtige Ergebnisse über die Tempeldomäne (Land- und Viehwirtschaft) und die Beständigkeit der Tempelorganisation geliefert: in reduziertem Umfang funktionierte der Šara-Tempel zur Zeit von Sumuel noch genau so wie er, 138 Jahre zuvor, nach der Bauvollendung eingerichtet worden war.

Die Ergebnisse dieser ersten Phase der Kooperation wurden 2019 publiziert in Bullae from the Shara Temple, Band 2 der neuen monografischen Reihe Cuneiform Texts from the Iraqi Excavations at Umma (Jokha).

In der zweiten Projektphase (2017 bis 2021) wurden die mehr als 250 Tonbullen vom Main Tell bearbeitet, die ebenfalls in die Zeit von Sumuel von Larsa datieren und die vor allem die Bestände der städtischen Tierherden dokumentieren. Neue Einblicke in die Stadtverwaltung und neue Erkenntnisse über ihren Vorstand, den „Scheich“, sind von der Auswertung dieser Urkunden zu erwarten. Eine Publikation mit dem Titel Bullae from the City Centre of Umma wird als Band 3 der Reihe Cuneiform Texts from the Iraqi Excavations at Umma (Jokha) erscheinen.

Die nächste Phase betrifft die Tontafeln vom Main Tell, die umfangreichste und noch völlig unerschlossene Gruppe von keilschriftlichen Dokumenten aus Umma. Sie dokumentieren die Geschichte und Gesellschaft einer südmesopotamischen Stadt in einer politisch höchst bewegten Zeit zwischen lokalen Herrschern, amurritischen „Scheichs“ und den Königen von Larsa oder „Babylon“, wobei die städtischen Institutionen eine gewisse Kontinuität und Stabilität garantierten. Das Programm Patrimonies der Gerda Henkel Stiftung bietet für 2021-2026 die Möglichkeit, diese neuen Quellen aufzuarbeiten.

Förderung: Gerda Henkel Stiftung
Förderzeitraum: 2015-2019 (Henkel, Programm zur Förderung wissenschaftlicher Kooperationen), 2021-2026 (Henkel, Programm Patrimonies)

Projektleiterinnen und Projektleiter

  • Nawala Al-Mutawalli (Baghdad)
  • Khalid Salim Ismael (Mosul)