Assyriologie und Hethitologie
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Hethitisches Wörterbuch

Das Hethitische Wörterbuch ist das Vermächtnis von Annelies Kammenhuber (1922–1995), Professorin für Hethitologie an unserem Institut von 1969 bis 1987, die das Projekt von dem Altorientalisten und Sprachwissenschaftler Johannes Friedrich (Leipzig, später Berlin) übernommen hatte.

Johannes Friedrich (1897–1972) vollendete 1954 sein Hethitisches Wörterbuch, das erste Wörterbuch für die 1917 als indoeuropäisch klassifizierte Sprache der Hethiter. Schon bald ergaben sich neue Wörter und Bedeutungen, die von Friedrich in drei Ergänzungsheften (1957/1961/1966) erfasst wurden, doch war es schnell klar, dass die raschen Fortschritte in der hethitologischen Forschung irgendwann eine gründliche Revision seiner Pionierarbeit erfordern würden. Zu diesem Zweck überließ er seine lexikalischen Sammlungen Annelies Kammenhuber, die mit ihrem Team von Hethitolog*innen und seit 1972 mit der Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) das Projekt in Angriff nahm.

Konzept und Anfang

Zettelkästen Hethitisches Wörterbuch

Kammenhubers zweite Auflage des Hethitischen Wörterbuchs (abgekürzt HW²) war von Anfang an anders konzipiert als die erste. Auf dem Titelblatt erscheint Friedrich zwar weiterhin als erster Autor, doch ist sie dem Inhalt nach eine Neuschöpfung. Nicht länger „kurzgefasst“ (so der Untertitel von Friedrichs Wörterbuch), sondern „völlig neubearbeitet auf der Grundlage der edierten hethitischen Texte“ (laut Untertitel), wurde das Wörterbuch von Grund auf neu aufgebaut. Umschriften aller hethitischen Texte und eine Auswertung der Sekundärliteratur dienten als Grundlage für die lexikalischen Einträge. Eine relative Datierung der Belege wurde zum ersten Mal systematisch herangezogen. Viel ausführlicher sind die Behandlung der indoeuropäischen Etymologie, die Belegsammlungen und die Aufnahme aufschlussreicher Textpassagen mit ihrer Übersetzung – die zweite Auflage war zu einem Großwörterbuch geworden.

Die Arbeit an HW² gab Anstoß zu weiterführenden Forschungen und Publikationen. Hier hervorzuheben sind Kammenhubers Ansätze für eine Datierung hethitischer Texte, die wissenschaftlichen Reaktionen darauf, sowie die manchen Einträgen zugrunde liegenden lexikalischen Forschungen, die öfters separat, z.B. in der Reihe Materialien zu einem hethitischen Thesaurus, publiziert wurden.

Kammenhuber hat 12 Lieferungen von ihrem neuen Wörterbuch herausgegeben: Lfg. 1 bis 8 von Band I: A (1975-1984), 9 und 10 von Band II: E (1988), sowie 11 und 12 (1991-1994) zusammen mit dem Anfang von Teilband III/1: Ḫ/ḫa bis ḫaz; sie starb 1995 während der Erstellung der 13. Lieferung. Nach ihrem Tode führten ihre langjährigen Mitarbeiterinnen Inge Hoffmann und Paola Cotticelli Kurras das Werk fort.

Fortführung und Vollendung

hewoe_zettelkasten1Von 1998 bis 2018 wurde die Fortsetzung des Wörterbuchs wiederum von der DFG gefördert, um den Anschluss an das Chicago Hittite Dictionary (CHD) zu erreichen, das 1980 mit dem Buchstaben L angefangen hatte. Dietz Otto Edzard und nach dessen Tod sein Nachfolger Walther Sallaberger waren die Antragsteller, Hoffmann wurde Herausgeberin des Wörterbuchs. Teilband III/1: Ḫ/ḫa bis ḫaz (Lfg. 11-17), den Kammenhuber 1991 noch angefangen hatte, wurde 2007 abgeschlossen. Nach Hoffmanns Pensionierung (2006) trat das heutige Herausgebergremium (s. unten) in den Vordergrund, unter dessen Führung Band III/2: Ḫ/ḫe- bis ḫu- (Lfg. 18-21) 2010-2013 und IV: I (Lfg. 22-25) 2014-2017 abgeschlossen wurden, und das seit 2017 den letzten Band V: K aufarbeitet. Im Jahre 2006 ergab sich auch eine Änderung in der Arbeitsweise: Die Erstfassungen von Stichwörtern werden seit diesem Zeitpunkt von auswärtigen Mitarbeiter*innen verfasst (s. unten) und die Herausgeber*innen sind nun verantwortlich für die Endfassung. Dieses Verfahren hat sich bewährt.

Von Band V: K sind bisher Lieferung 26 (2017), 27 (2020), 28 (2021) und 29 (2021, ersch. 2022) erschienen. Die drei letzten Faszikel 30-32 sind derzeit noch in Bearbeitung. Die Herausgeber hoffen, die noch nicht fertiggestellten Lieferungen in absehbarer Zeit vorlegen zu können. Damit wäre der Anschluss des HW² an das CHD vollzogen.

Aktuell (2021) werden die lexikalischen Sammlungen und Umschriften des Hethitischen Wörterbuchs elektronisch erfasst und bearbeitet, mit dem Ziel, das Arbeitsarchiv im Internet frei zugänglich zu machen.

 HerausgeberInnen

HerausgeberInnen (ehemalige)

  • Inge Hoffmann († 25.4.2011), Hethitologin (verantwortliche Herausgeberin Lfg. 14-17)
  • Federico Giusfredi, Hethitologe (verantwortlicher Herausgeber Lfg. 23 und 26), ehm. wissenschaftlicher Mitarbeiter

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen (ehemalige)

Wissenschafliche Hilfskraft (ehemalig)

  • Stefan Odzuck

Am Hethitischen Wörterbuch wirken seit Lfg. 18 folgende freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit:

Fabio Bastici (Würzburg); Cyril Brosch (Leipzig); Mojca Cajnko (†); Chiara Cognetti (München); Birgit Christiansen (München); Elena Devecchi (Turin); Michael Frotscher (Köln); Amir Gilan (Tel Aviv); Mauro Giorgieri (Pavia); Federico Giusfredi (Mailand); Shai Gordin (Tel Aviv); Florian Herzing (München); Detlev Groddek (Essen); Alwin Kloekhorst (Leiden); Simona Lamante (Berlin); Jared L. Miller (München); Stefan Odzuck (München); Marta Pallavidini (Berlin); Alfredo Rizza (Würzburg); Hanna Roszkowska-Mutschler (Dresden); Tobias Scheucher (Berlin); Ingo Schrakamp (Berlin); Charles Steitler (Würzburg); Gabriela Stivala (Mainz); Matteo Stangalini (Pavia); Michaela Zinko-Ofitsch (Graz)

Literatur über das Projekt Hethitisches Wörterbuch:

F. Giusfredi/W. Sallaberger, „Ein philologisches Großwörterbuch der altanatolischen Hauptsprache“, Akademie Aktuell 01-2012, 23-25 [Download, 846 kByte]

J. Hazenbos, „Das Hethitische Wörterbuch, Zweite Auflage, von J. Friedrich/ A. Kammenhuber“, News from the Lands of the Hittites 3/4 (2019-2020), I-VIII