Assyriologie und Hethitologie
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Assyriologie | Hethitologie

Assyriologie und Hethitologie (Altorientalistik) sind philologische und kulturhistorische Fächer, die sich den Schriften und Sprachen des alten Vorderasien und den so bezeugten Kulturen und ihrer Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft, Religion, Wissenschaft und Literatur widmen. Sie sind also gleichermaßen Sprach-, Geschichts- und Kulturwissenschaften, jeweils bezogen auf die historischen Kulturräume Mesopotamien (Iraq, Syrien, Iran) und Anatolien (Türkei), von der Erfindung der Schrift bis zum Hellenismus.

Die Altorientalistik ist keine alte Wissenschaft. Akkadische Keilschrifttexte sind erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts lesbar; die Erschließung sumerischer Texte setzte noch später ein. Diese beiden Sprachen und ihre Textzeugnisse stehen im Mittelpunkt der Assyriologie. Die Hethitologie erhielt 1906 mit der Entdeckung der großen Keilschriftarchive in der hethitischen Hauptstadt Hattuscha ihren Forschungsgegenstand und wurde zur akademischen Disziplin.

Die Fächer Assyriologie und Hethitologie verdanken ihren Namen den Assyrern bzw. den Hethitern. Während sich die Hethitologie tatsächlich in der Hauptsache mit den Hethitern befasst, so ist das Betätigungsfeld der Assyriologie umfangreicher. Zwar bezieht die Disziplin ihren Namen von den Assyrern, deren Kultur im 19. Jahrhundert als erste aus den Keilschrifttexten wiedererstand, doch widmet sie sich in gleichem Maße den Babyloniern und Sumerern.nach oben

Schrift und Sprachen

Der Schlüssel zu den Sprachen und Kulturen des Alten Orients ist die Keilschrift. Sie wurde mittels eines Rohrgriffels in Täfelchen aus Ton eingedrückt. Da Ton ein praktisch unverwüstliches Schreibmaterial darstellt, sind uns die schriftlichen Hinterlassenschaften der Keilschriftschreiber zu Abertausenden erhalten.

Das Schriftsystem der Keilschrift entstand im südlichen Mesopotamien, d. h. im Gebiet zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris im heutigen Irak, im ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr. Über drei Jahrtausende war die Keilschrift das wichtigste Schriftsystem Vorderasiens in dem nicht nur die Hauptsprachen Mesopotamiens (Sumerisch und Akkadisch, letztes mit den Zweigen Eblaitisch, Babylonisch und Assyrisch) festgehalten wurden, sondern auch das indoeuropäische Hethitische und die altanatolischen Sprachen, Hurritisch und das verwandte Urartäisch sowie Ugaritisch in der Levante, und letzlich Elamisch und Altpersisch in Iran.

Die Keilschrift wurde erst um die Zeitwende von der aramäischen und der griechischen Alphabetschrift endgültig verdrängt, während die altorientalischen Kulturen im Hellenismus aufgingen. Durch ihren Einfluss auf die griechisch-römische und christlich-jüdische Kultur haben sie jedoch Weltbild, Religionen und Wissenschaften bis in die Gegenwart mitgeprägt.nach oben

Studium und Forschung

Die Keilschriftsprachen gehören zu den am besten bezeugten Sprachen des gesamten Altertums. Das Korpus akkadischer Sprachdenkmäler ist größer als das des antiken Lateinischen und wird unter den antiken Sprachen nur vom Griechischen übertroffen.

Altorientalische Keilschrifttexte befassen sich mit allen Bereichen des Lebens: Wirtschaft, Literatur, Religion, Politik, Wissenschaft, usw. Diese Vielfalt an Quellen zeichnet die Altorientalistik unter den altertumswissenschaftlichen Philologien aus.

Trotz ständiger Editionsarbeiten ist eine auch heute noch kaum überblickbare Menge von Keilschrifttexten unpubliziert, und durch Ausgrabungen vermehrt sich der Textbestand stetig. Deshalb ist eine der vorrangigsten Aufgaben der Assyriologie wie auch der Hethitologie noch immer die Entzifferung von ungelesenen Keilschrifttexten sowie die Auswertung von neuen historischen und sprachwissenschaftlichen Daten.

Für die Studierenden bedeutet die Tatsache, dass in der Assyriologie und Hethitologie noch immer Grundlagenforschung betrieben werden muss, dass die eigene Forschungstätigkeit unmittelbar nach der Beendigung des Grundstudiums beginnt; gerade das macht für viele den Reiz dieser Fächer aus. Altorientalistik ist ein Feld für Menschen mit Forscherdrang.